Zwischen den Universitätsgebäuden Herrenhäuser Str. 2 und 2A liegt ein Garten, dessen Vielfalt und Farbenpracht von Frühjahr bis Herbst zum Entdecken, Erkunden und Verweilen einlädt. 1976 entwickelte Prof. Dr. Franz H. Meyer einen Lehrgarten mit Standort anzeigenden Pflanzen. Die von Prof. Dr. Heinz Ellenberg erarbeiteten Zeigerwerte für die Feuchte, die Reaktion und den Stickstoffgehalt des Bodens dienten dabei als Ordnungssystem.
Für die Bepflanzung des Zeigerpflanzen-Gartens wurden in Deutschland wildwachsende, überwiegend ausdauernde Pflanzenarten mit engen Standort-Amplituden ausgewählt und in 24 Kombinationen der zuvor genannten Zeigerwerte zusammengestellt.
Anhand dieser Angaben können sich die Gartenbesucher über die typischen Standortvorlieben aller vorgestellten Arten (in der 'freien Landschaft', nicht im Garten!) informieren. Denn auch wenn viele Pflanzenarten allein wachsend ein breites Spektrum unterschiedlicher Umweltbedingungen tolerieren und bei einer mittleren Wasser- und Nährstoff-Versorgung am besten gedeihen (autökologisches Optimum), so verschiebt und verkleinert sich der Bereich der tolerierten Umweltbedingungen unter Konkurrenz mit anderen Arten (synökologisches Optimum). Dies führt dazu, dass wir beispielsweise Trockenheits- und Nässezeiger, Säure- und Kalkzeiger, Magerkeits- und Stickstoffzeiger unterscheiden können.
Rudolf Thinius, von 1975 bis 2006 Gärtner am Institut für Landschaftspflege und Naturschutz, legte den Garten an. Im Rahmen einer Veränderung der ursprünglichen Konzeption schuf seine Nachfolgerin Christiane Hausmann ab 2006 mit Kies und Sand gefüllte Hochbeete als Standort für Trockenheit ertragende Pflanzen; Folien halfen, feuchte bis nasse Bereiche zu etablieren. In einem Schaukasten wird das Raster aus Plattenwegen erläutert, es grenzt die Beete gegeneinander ab und erlaubt den Zugang zu allen Arten.
Das zur Gründung des Gartens benötigte Pflanzenmaterial lieferten der benachbarte Berggarten, der Botanische Schulgarten Burg, der Wildstauden-Garten der Tiermedizinischen Hochschule sowie viele Botanische Gärten aus ganz Deutschland. Zudem brachten und bringen Lehrende und Studierende Pflanzenarten von ihren Reisen mit. Bereits fünf Jahre nach seiner Gründung befand sich der Zeigerpflanzen-Garten in einem ansehnlichen Zustand und bietet seither Material für Vorlesungen, Bestimmungübungen und das Selbststudium.
Heute wachsen in den Beeten mehr als 500 Arten. Etwa ein Drittel davon steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Niedersachsens. Rund 100 weitere Arten sind im Randbereich des Gartens zu finden. Hier werden typische norddeutsche Lebensräume wie Graudüne, Salzwiese und Moor vorgestellt, während der südexponierte Rand Arten beherbergt, die zur Bepflanzung besonnter Flächen geeignet sind.
Seit 2001 beteiligt sich das Institut für Umweltplanung mit seinem Zeigerpflanzen-Garten an der Aktion "Offene Pforte – Gärten in und um Hannover", auch Schulklassen sind gern gesehene Gäste.
2010 war der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) zu Besuch und stellte den Zeigerpflanzen-Garten seinen Zuschauern vor.
Der Zeigerpflanzen-Garten steht werktags, solange die Universitätsgebäude offen sind, allen Interessierten zur selbstständigen Erkundung zur Verfügung und wird über den Haupteingang an der Herrenhäuser Straße 2 erreicht. Führungen können vereinbart werden.