Leitung: | Dr. Lena Greinke, Prof. Dr. Rainer Danielzyk |
Laufzeit: | unbefristet |
Förderung: | Forschungsanreizprogramm AULET der Fakultät fur Architektur und Landschaft, Leibniz Universitat Hannover |
Kurzbeschreibung
Multilokalität oder multilokales Wohnen bedeutet das gleichzeitige Leben an mehreren Orten. Folglich übernachten Multilokale regelmäßig an verschiedenen Orten und nutzen dabei sehr unterschiedliche Unterkünfte. Mehrörtigkeit ist - neben monolokaler Sesshaftigkeit, Zirkulation und Migration - eine eigenständige Form einer spezifischen sozialen Praxis der Lebensbewältigung. Die Besonderheit der Multilokalität besteht darin, dass die Standortangebote von zwei (oder mehr) Orten miteinander verknüpft und für den jeweiligen Haushalt bzw. seine Mitglieder nutzbar gemacht werden können. Multilokale leben an mehreren Orten aufgrund ihrer Arbeit, des Studiums, der Ausbildung, von Familienmitgliedern, der Freizeit und weiteren Motiven und Gründen, die sich überlappen können. Im Vergleich zu einer monolokalen Lebensweise verändern sich die Rhythmen und Raumbezüge des Alltags sowie die sozialen Interaktionsstrukturen grundlegend.
Das Thema der multilokalen Lebensweisen ist nicht neu, hat aber in der jüngeren Vergangenheit unter dem Begriff der “Residential Multi-locality Studies” verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Multilokalität ist kein Phänomen, das sich auf von außen gesetzte Zwänge reduzieren lässt, sondern es schließt auch die „freie Wahl“ der Lebensgestaltung ein. Die Akteure multilokalen Wohnens organisieren somit eine Praxis, die mit den verfügbaren Begriffen, Modellen und Theorien der disziplinär geordneten Wissensbestände nicht angemessen zu fassen ist.
Das „Netzwerk Multilokalität“ besteht aus Akteurinnen und Akteuren aus verschiedenen Disziplinen (Geographie, Soziologie, Ethnologie, Kulturwissenschaften, Stadtplanung, etc.), die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Phänomens der Multilokalität auseinandersetzen. Zu diesem Zweck fungiert das Netzwerk unteranderem als interdisziplinäre Austauschplattform zu terminologischen, theoretischen, methodologischen, und empirischen Fragen.
Die Arbeit des Netzwerks Multilokalität zielt
- auf angemessene Begriffe und Modelle mit interdisziplinärer Relevanz, vor allem die Arbeit an einem konsistenten terminologischen Rahmen für die verschiedenen Facetten und Formen multilokaler Wohnpraktiken und dessen Anschlussfähigkeit an die aktuellen Entwicklungen sozialwissenschaftlicher Theoriebildungen;
- auf die Erarbeitung quantitativer und qualitativer Daten und die damit verbundene Entwicklung und Prüfung des Methodeninventars;
- darauf, im Forschungsprozess den „methodologischen Nationalismus“ zu überwinden, um die Prozesse der Globalisierung adäquat erfassen zu können. Den Entgrenzungen in zentralen Bereichen des Lebens entspricht ein wissenschaftliches Design, das disziplinäre und nationalkulturelle Begrenzungen reflektiert und relativiert;
- auf die laufende Überprüfung der Relevanz der eingeführten Differenzkategorien wie Alter, Geschlecht, Familien- und Bildungsstand, (räumlich definierte) Herkunft, Wohnorte, ethnische und Staatszugehörigkeiten u. a. m.;
- auf die Schaffung diskursiver Anregungen für die Praxis solcher Institutionen, deren Regulierungen in globalen Gesellschaften auf die Wohnpraktiken einwirken. Das sind z.B. der Wohnungs- und Städtebau, die infrastrukturelle Ausstattung und ihr Betrieb, die Politik und die Verwaltung auf internationaler, nationaler, regionaler und kommunaler Maßstabsebene.
Kontakt
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Gefördert durch das Forschungsanreizprogramm AULET der Fakultat fur Architektur und Landschaft, Leibniz Universitat Hannover