Publikationen (FIS)

Mapping and assessment of recreational ecosystem services in Germany

verfasst von
Johannes Hermes
betreut von
Christina von Haaren
Abstract

Das menschliche Wohlergehen hängt in hohem Maße von funktionierenden Ökosystemen ab. Menschliche Aktivitäten wirken sich – meist ungewollt – oft nachteilig auf die Ökosysteme und die von ihnen erbrachten Leistungen aus. Indem wir ihren aktuellen Zustand, ihre Belastungen, Trends und ihren Einfluss auf das menschliche Wohlergehen besser verstehen, können wir das Bewusstsein für Umweltfragen schärfen und die ökologische Dimension besser in politische, wirtschaftliche und private Entscheidungen einbeziehen. Da dies ein Schlüssel zur Unterstützung der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit und zur Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ist, wird die Erfassung und Bewertung von Ökosystemleistungen in Wissenschaft, Politik und Landschaftsplanung viel diskutiert. Ökosystemleistungen für die landschaftsgebundene Erholung (kurz Erholungsleistung) sind in dieser Hinsicht besonders unterentwickelt und gleichzeitig am schwierigsten zu bearbeitende, was Anlass für diese Dissertation war. Die Erholungsleistung resultieren aus den direkten Interaktionen mit Bestandteilen der Ökosysteme vor Ort, die sich auf den psychischen oder physischen Zustand des Menschen auswirken. Sie hängen von den biotischen und abiotischen Merkmalen der Natur ab, die gesundheitsförderliche Aktivitäten und Erholung ermöglichen oder das Wohlbefinden durch körperliche und/oder geistige Interaktionen mit dem Ökosystem fördern. Die steigende Nachfrage, die fortschreitende Verschlechterung und die mangelnde Substituierbarkeit von Erholungsleistungen der Landschaft erfordern eine bessere Berücksichtigung dieser Ressource in Politik, Planung und Entscheidungsfindung. Die aus theoretischen Überlegungen und praktischen Anwendungen des Ökosystemleistungskonzepts gezogenen Lehren legen nahe, dass eine umfassende und integrierte Erfassung und Bewertung der verschiedenen Komponenten der Erholungsleistung, dies bewerkstelligen könnte. Dies beinhaltet die Fähigkeit der Ökosysteme, sie bereitzustellen, der angebotenen Erholungsmöglichkeiten, die zusätzlich auch einen Einsatz des Menschen erfordert, der Nachfrage nach solchen Leistungen und ihrer Inanspruchnahme sowie des Nutzens für den Menschen. Eine solche Bewertung sollte nach Möglichkeit auf den besten verfügbaren Kenntnissen und Daten aufbauen, die relevanten Wechselwirkungen zwischen natürlichen und gesellschaftlichen Merkmalen einbeziehen und aussagekräftige Indikatoren hervorbringen, die als Grundlage für Planungs- und Entscheidungsprozesse dienen können und sich für ein Monitoring und für Szenarioanalysen eignen. Diese Dissertation zielt darauf ab, die Berücksichtigung der Ökosystemleistung für die Erholung in der Landschafts- und Raumplanung und bei der Entscheidungsfindung zu verbessern, indem sie eine umfassende und integrierte Erfassung und Bewertung dieser Leistungen in Deutschland liefert, die den genannten Anforderungen gerecht wird. Sie konzentriert sich auf Leistungen, die für die naturnahe Freizeit- und Wochenenderholung in Deutschland relevant sind, einem Land mit hoher Erholungsnachfrage, einer großen landschaftlichen Vielfalt und guter Datenverfügbarkeit. Dementsprechend stellt die Dissertation einen Ansatz vor, um in Deutschland (I.) das Dargebot an Erholungsleistungen der Landschaft zu kartieren, (II.) die Nachfrage und die wirtschaftliche Bedeutung dieser Leistung zu erfassen und (III.) ihre Inanspruchnahme und dessen Nutzen räumlich zu modellieren. Die kumulative Dissertation besteht aus vier Artikeln und drei ergänzenden Veröffentlichungen. Der erste Artikel gibt einen Überblick über die Entwicklung, den Wissensstand, die aktuellen Trends und die Zukunftsperspektiven der Forschung zu kulturellen Ökosystemleistungen. Artikel zwei stellt einen nutzerunabhängigen Ansatz zur Kartierung der dargebotenen Erholungsleistung vor, die maßgeblich durch die ästhetische Qualität von Landschaften bestimmt wird. Im dritten Artikel wird die Nachfrage nach Erholungsleistungen anhand einer empirischen Studie zu deren tatsächlicher Nutzung und der wirtschaftlichen Bedeutung erfasst. In Artikel vier wird der im zweiten Artikel vorgestellte Ansatz mit den in Artikel drei gewonnenen Daten kombiniert, um die Inanspruchnahme und den Nutzen der Erholungsleistung räumlich zu modellieren. Die ergänzende Veröffentlichung S1 beschreibt die entwickelten Methoden und ihre Ergebnisse in deutscher Sprache und enthält einen zusätzlichen Indikator für den Nutzen der Erholungsleistung sowie einige ansonsten unveröffentlichte Ergebnisse der empirischen Studie auf nationaler Ebene, die die in den entwickelten Modellen getroffenen Annahmen stützen. Die ergänzenden Veröffentlichungen S2 und S3 enthalten Fallstudien, die sich mit den Präferenzen der Nutzer in Bezug auf Erholungsleistungen und die Beziehungen zwischen Dargebot und Nachfrage auf regionaler Ebene befassen. Sie haben etwas andere Schwerpunkte und verwenden andere Methoden und dienen als zusätzliche Validierung der Modellannahmen. In der Dissertation werden nach den Artikeln die Möglichkeiten und Fallstricke der Integration der Ergebnisse und der entwickelten Indikatoren in das in der Landschaftsplanung etablierte "Treiber, Belastungen, Zustand, Auswirkungen, Reaktion"-Modell erläutert. Insbesondere wird hervorgehoben, welche Informationen die verschiedenen Indikatoren liefern und wie sie für die Planung und Entscheidungsfindung nützlich sein können. Es wird auf mögliche Verbesserungen und weitere Forschungsfragen in Bezug auf die Indikatoren sowie auf ihre Anwendung in der Planungspraxis eingegangen. Schließlich wird auf zum Teil bereits veröffentlichte erfolgreiche Anwendungen der entwickelten Indikatoren durch Dritte in verschiedenen Kontexten verwiesen. Abschließend lässt sich sagen, dass ein methodischer Ansatz und Ergebnisse für Deutschland erarbeitet und validiert wurden, die den oben genannten Anforderungen entsprechen und so die Planung und Entscheidungsfindung unterstützen können. Eine modifizierte Version kann in anderen räumlichen Kontexten reproduziert werden, um Planungs- und Entscheidungsprozesse auf verschiedenen Ebenen in Deutschland und darüber hinaus zu unterstützen. Die Integration des Ansatzes in die Planungspraxis und Entscheidungsfindung kann also zu einer besseren Berücksichtigung der Erholungsleitung führen und somit für den Einzelnen, unsere Gesellschaft und die Ökosysteme, die sie tragen, von Vorteil sein. Dies würde den Wandel zur Nachhaltigkeit und das Erreichen der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung unterstützen.

Organisationseinheit(en)
Institut für Umweltplanung
Typ
Dissertation
Anzahl der Seiten
48
Publikationsdatum
2024
Publikationsstatus
Veröffentlicht
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 3 – Gute Gesundheit und Wohlergehen
Elektronische Version(en)
https://doi.org/10.15488/17987 (Zugang: Offen)