Woher kommt der „Solling-Schiefer“?
Was zeichnet ihn aus und wie prägt er die Landschaft?
Wie funktionierte hier der „Wiesenbau“?
Welchen Lebensraum braucht die Arnika?
Wer pflegt die Landschaft im Naturpark Solling-Vogler?
Um Fragen wie diese ging es bei einer Exkursion am 24. Mai 2019, angeboten von Dr. Roswitha Kirsch-Stracke und Florian Gade.
In Arholzen traf die Gruppe den Kulturwissenschaftler Dr. Hilko Linnemann, heute beim Landkreis Holzminden in der Kreis- und Regionalentwicklung beschäftigt. Vor einigen Jahren konzipierte er den 3 km langen „Sandstein-Erlebniswanderweg Arholzen“ und realisierte ihn im Rahmen eines Projektes mit Langzeitarbeitslosen. Der sehr gute Pflegezustand des Weges und aktuell ergänzte Stationen lassen erkennen, dass sich die örtliche Bevölkerung mit diesem Projekt identifiziert. Der Weg zeigt auf seinen Stationen die besonderen Eigenschaften des typischen Solling-Sandsteines, der wegen seiner sehr guten Spaltbarkeit auch in dünnen Platten verwendbar ist. Als Mauerwerk, Dachdeckung, Wandverkleidung, Einfriedung, Wegebelag und vieles mehr prägt er in seiner rötlichen Farbe die Dörfer im Solling und damit die landschaftliche Eigenart der Region.
Von Arholzen aus ging es per ÖPNV – zeitaufwändig aber durchaus machbar – nach Hellental. In seiner Siedlungsstruktur lässt dieses eng bebaute Örtchen erkennen, dass seine Bevölkerung auch vor über 100 Jahren nicht in erster Linie von der Landwirtschaft lebte, sondern einem Handwerk, nämlich der im Solling bis heute verbreiteten Glasmacherei, nachging. Der Reichtum an Sand(-stein) in geeigneter mineralischer Zusammensetzung und an Holz(-kohle) machte die Region schon im Mittelalter für dieses Gewerbe berühmt; bis heute gehören Glashersteller aus dem Solling zu den Weltmarktführern für höchstwertiges Glas.
Mit Dr. Ansgar Hoppe, Projektleiter Kooperativer Naturschutz im Naturpark-Solling-Vogler, wanderte die Gruppe talaufwärts durch das Hellental bis nach Silberborn. Auf dem 8 km langen Weg konnten verschiedene Pflanzenarten und -gesellschaften des Grünlandes bodensaurer Standorte kennen gelernt werden. Besonders beeindruckten die feuchten Borstgrasrasen mit Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) und Sumpf-Veilchen (Viola palustris) sowie die an den Talhängen ausgebildeten Bergwiesen mit Bärwurz (Meum athamanticum). Im Oberen Hellental erläuterte Dr. Hoppe die Ansiedlungsversuche von Arnika (Arnica montana).
Immer wieder traf die Gruppe auf weidende Tierherden. Vor allen das robuste Rote Höhenvieh wird im Solling seit etwa 15 Jahren als Nutztierrasse und zur Landschaftspflege eingesetzt. Die Exkursion endete mit einem Rundgang durch den Mecklenbruch nordöstlich von Silberborn, er ist das größte Hochmoor im Solling und eines der am besten erhaltenen und wertvollsten Hochmoore des niedersächsischen Berglandes.
Sowohl Dr. Linnemann als auch Dr. Hoppe machten in ihren Ausführungen immer wieder auf die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit der örtlichen Bevölkerung, den Landnutzern und dem bürgerschaftlichen Engagement aufmerksam. So verwundert es nicht, dass beide Fachleute auch in der Fachgruppe „Kulturlandschaft“ des Niedersächsischen Heimatbundes e.V. (NHB) engagiert sind.
(Fotos, soweit nicht anders vermerkt: Kirsch-Stracke)