Theoriegeleitete Perspektiven aus umweltplanerischem und umweltökonomischem Wissen zur Gestaltung nachhaltiger regionaler Entwicklungen?
Leitung: | PD Dr. Helga Kanning |
Team: | PD Dr. Helga Kanning |
Jahr: | 2004 |
Förderung: | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) |
Laufzeit: | August 2003 - Januar 2004 |
Ist abgeschlossen: | ja |
Kurzbeschreibung:
Leitende Untersuchungsfrage des Forschungsprojekts war es zu ergründen, welche Perspektiven sich aus einer Verzahnung der umweltplanerischen und neueren umweltökonomischen Wissensbereiche zur Gestaltung nachhaltiger Entwicklungsprozesse auf der regionalen Ebene eröffnen. Bezogen auf die Gruppe der Wirtschaftsakteure besteht in der räumlichen Umweltplanung, insbesondere der Regional- und Landschaftsplanung, noch grundlegender Forschungs- und Entwicklungsbedarf.
Projektbeschreibung:
Zur Erschließung des komplexen Problemfeldes richtete sich das Projekt auf die Analyse neuerer umweltökonomischer Theoriebausteine zum nachhaltigen Wirtschaften, um von dort aus systematisch neue Perspektiven für eine Verknüpfung der beiden bisher weitgehend separierten Wissensbereiche zu entwickeln. Die Analysen wurden auf die neue Denkrichtung der Ökologischen Ökonomie fokussiert, welche die grundlegendsten Erkenntnisgewinne verspricht, weil sie gegenüber anderen umweltökonomischen Weiterentwicklungen erstmals das ökologische System selbst mit in die Betrachtung einbezieht und hiervon ausgehend Verbindungen zwischen dem ökologischen und dem sozio-ökonomischen System herzustellen sucht.
Methodisch wurde der Wissensstand zur umweltökonomischen Theoriebildung aus planerischer Sicht über Internetrecherchen, Expertenbefragungen und Literaturstudium systematisch herausgearbeitet, die daraus ableitbaren Schlußfolgerungen deduktiv gezogen und mit Experten aus beiden Disziplinen (Planer, Ökonomen) diskutiert.
Im Rahmen des Projektes wurden Ergebnisse auf drei Ebenen erzielt:
Erstens wurde für den relativ jungen Theoriezweig der Ökologischen Ökonomie aus einer umweltplanerischen Sicht heraus eine die verschiedenen Denkwelten umspannende Übersicht über das heterodoxe und heterogene Feld der Ökologischen Ökonomie erarbeitet. Danach hebt sich die Ökologische Ökonomie auf der theoretischen Ebene deutlich von der neoklassischen Lehrmeinung ab. Grundlegend ist die normative Basis des Nachhaltigkeitsleitbildes verbunden mit der Antizipation natürlicher Grenzen für das physische wirtschaftliche Wachstum sowie einer ethisch begründeten Verteilungsgerechtigkeit. Als zentrales, gemeinsames Merkmal lässt sich die voranalytische Vision hervorheben, nach der das sozio-ökonomische System als Teilsystem des ökologischen Systems aufgefasst und damit als von ihm abhängig betrachtet wird. Für Ökonomen bedeutet dieses Verständnis einen fundamentalen Wandel im Denken, woraus sich neue Forschungs- und Gestaltungshorizonte eröffnen.
Zweitens wurden auf der Basis eines transdisziplinären Wissenschaftsverständnisses Parallelen und Schnittstellen der Ökologischen Ökonomie zur räumlichen Umweltplanung, speziell der Landschafts- und Regionalplanung, herausgearbeitet. Betrachtet man die für eine transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung allgemein als notwendig erachteten drei Wissensebenen Systemwissen, Zielwissen und Transformationswissen, zeigen sich unterschiedliche Qualitäten der beiden Wissensbereiche. Während der Wissensbereich der Ökologischen Ökonomie den der räumlichen Umweltplanung von der Systemebene aus erweitern hilft, beginnt das Wissen der räumlichen Umweltplanung auf der Ziel- und Transformationsebene, wo sich die Diskussionsbeiträge der Ökologischen Ökonomie heute im wesentlichen noch auf einem allgemeinen, räumlich unkonkreten Niveau bewegen.
Vor diesem Hintergrund wurden drittens Perspektiven für weitere, gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsfelder aufgezeigt.